Irritationen unterhalb der Wahrnehmungsschwelle
O.T., 2006, Installation, wooden boards, wooden panels, color, 13 x 12 x 3, 8 m, Galerie im Taxispalais, Innsbruck, Photo: Rainer Iglar
Mit dem cartesianischen Koordinatensystem entwickelt die Konzept- künstlerin Esther Stocker in ihren Arbeiten räumliche Situationen, wie sie vor allem von Computersimulationen bekannt sind. Mit einer einfachen und strengen Quaderform werden Innenräume struk- turiert, wobei es auch zu Brüchen und irregulären Verschiebungen kommt. Im Grunde handelt es sich dabei immer um eine einfache und strenge Gestaltung von räumlichen Situationen. Diese Stringenz wird noch durch die Reduktion auf die Farben schwarz, grau und weiss unterstrichen. Der Blick des Betrachters kann sich nirgendwo richtig festhalten und gerät, wie man es bei Werken der Op-Art kennt, manchmal in Schwingungen.
Esther Stocker will in ihren Bildern und Rauminstallationen den Wahrnehmungsprozess als einen dynamischen Akt vorführen, bei dem die Grenze zwischen dem Sehen und dem Denken nicht genau festlegbar - und auch nicht genau beschreibbar ist. Ihre einfachen und zugleich komplexen Kompositionen sollen überraschen und zu einer Schwindel erregenden Aufmerksamkeit für das nicht eindeutig Bestimmbare führen. Da aber manche eingebauten Irritationen unterhalb der Wahrnehmungsschwelle liegen, muss sich der Betrachter in ihre Arbeiten hineinsehen. Erst dann wird deutlich, dass er Formen sieht, die eigentlich nicht vorhanden sind, da das Gehirn Unregelmässig- keiten und Störungen ausgleicht.
Die Arbeiten der Künstlerin, die bereits in Österreich, Italien, Deutschland und den USA ausgestellt wurden, sind Versuchs- anordnungen. Minimale Eingriffe oder Transformierungen innerhalb einer regelmäßigen Struktur erzeugen optische Brüche und testen die Konditionierung des Betrachters.
Kunstforum - 19. Sep, 00:40